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AKE Biberach
Arbeitskreis Entwicklungspolitik Biberach/Riss e.V.

Archiv 2012/13

40 Jahre AKE

      

 

Offener Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel
vom 27.11.2013

Presseartikel

Arbeitskreis Entwicklungspolitik Biberach/Riss e.V. (AKE),
Bei der Schule 6, 88437 Maselheim

Stellungnahme

Für den Vorschlag des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik:

Ministerium für Globale Entwicklung als Gebot der Stunde!

Der aus dem Deutschen Institut für Entwicklungspolitik in Bonn kommende Vorschlag, das bisherige Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) als „Ministerium für Globale Entwicklung“ neu zu fassen und damit auch stärker zu gewichten, wird von uns nachdrücklich unterstützt.

Eine damit verbundene Neuausrichtung der Politik – gerade auch mit Blick auf die neue Bundesregierung - könnte in weit stärkerem Maße den veränderten Gegebenheiten auf Weltebene gerecht werden. Dies wäre zudem angesichts der beschämenden, nicht länger hinnehmbaren Flüchtlingstragödien auf dem Mittelmeer bzw. an der Südgrenze der Europäischen Union dringend geboten. Die schockierenden Geschehnisse zeigen deutlich, wie sehr es auf eine verstärkte und gezieltere Bekämpfung der Fluchtursachen in den betreffenden Ländern ankommt. Unverzichtbar dafür ist auch das besser koordinierte Zusammenwirken von staatlichen und nicht-staatlichen Organisationen. Zu der weiterhin dringlichen Armutsbekämpfung mit den bereits verfügbaren und laufend zu optimierenden Mitteln müsste jedoch die sich weltweit verschärfende Klima- und Ressourcenproblematik stärker berücksichtigt werden, sowie als dritter wichtiger Schwerpunkt die Förderung und Vertiefung der internationalen Zusammenarbeit bei wissenschaftlich-technologischen Fragen. Erst mit einem solchen Gesamtansatz erhöhen sich die Chancen, die großen Herausforderungen, die sich der Menschheit stellen, zu bewältigen und gangbare Wege zu finden, die zu umweltverträglichem Wirtschaften, ausgleichender Gerechtigkeit und dauerhaftem Frieden führen können.

(Oktober 2013)

Globale Entwicklung - Unterschriftenliste zum Download

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Zur öffentlichen Veranstaltung mit den Kandidaten zur Bundestagswahl aus dem Wahlkreis in Biberach

 

Um Aspekte weltweiter Verantwortung in den aktuellen Bundestagswahlkampf einzubringen, hatten sich Bewerberinnen und Bewerber des Wahlkreises zu einer Podiumsdiskussion in der Stadthalle Biberach eingefunden. Eingeladen hatte der Arbeitskreis Entwicklungspolitik (AKE). Dabei zeigte sich, dass in  diesem Politikbereich viele Übereinstimmungen zwischen den Parteien zu verzeichnen sind. Gudrun Diebold von der ÖDP - die erste in der alphabetischen Reihenfolge - nahm Bezug auf die von der UNO ausgerufenen Millenniums-Ziele, mit denen sich fast alle Staaten der Welt verpflichteten, die weltweite Armut und deren Folgeerscheinungen bis zum Jahr 2015 zu halbieren. Auch Europa dürfe trotz eigener Krise nicht nachlassen. Ihre Partei habe zudem Vorstellungen zu einem globalen Marshall-Plan entworfen. Um schonender mit der Natur umzugehen, müsse unser derzeitiger Lebensstil verändert werden, denn der "ökologische Fußabdruck", den wir hinterlassen, sei zu zerstörerisch. Der SPD-Kandidat MdB Martin Gerster sah es als großen Skandal an, dass es immer noch zu viel Armut und Hunger in der Welt gäbe. Der gegenwärtigen Regierung warf er vor, dem lange angestrebten 0,7% Entwicklungshilfeziel bei bester Kassenlage nicht näher gekommen zu sein. Allerdings gehe es nicht nur um Geld. Auf Zusammenarbeit mit gegenseitigem Lernen käme es ebenso an, wie auf Fragen der Gerechtigkeit und der Menschenrechte. Dazu passe nicht die Nähe zum militärischen Bereich, die der zuständige Minister Niebel suche. Auch die Stellenbesetzungen mit eigenen Parteimitgliedern sei fragwürdig.

Für die Linke nahm Ralph Heidenreich Bezug auf jüngste Katastrophen in billig produzierenden Ländern und forderte faire Preise und menschenwürdige Arbeitsbedingungen. Bei allen Wirtschaftsfördermaßnahmen gelte es, auf die Freiheit von Gewerkschaften zu achten. Waffenexporten, vor allem von verhängnisvollen Kleinwaffen – oftmals aus Deutschland  – erteilte er eine strikte Absage. 

Die Europa-Abgeordnete Elisabeth Jeggle von der CDU vertrat den wegen eines Truppenbesuchs verhinderten MdB Josef Rief. Entwicklungs-Zusammenarbeit verlaufe auf nationaler wie auf europäischer Ebene längst in partnerschaftlicher Weise. Auch so könne man bei noch zweifelhaften Staaten demokratische und arbeitnehmerfreundliche Anstöße bewirken. Ebenso dürfe die Bekämpfung der Korruption nicht zu kurz kommen. Eindringlich betonte sie, dass die früher oft so schädlichen Agrarexporte durch die EU inzwischen längst gestoppt seien.

Dr. Norbert Mayer von der FDP zeigte sich zunächst bemüht, die Kritikpunkte an Minister Niebel zu entschärfen. Bei den Stellenbesetzungen käme es auf die Fachlichkeit an und die sei in den betreffenden Fällen gegeben, so seine Einschätzung. Die Zusammenlegung der verschiedenen Entwicklungsdienste zu ener Organisation - der GIZ - sah er als Fortschritt an. Im Übrigen müsse Entwicklungspolitik durch die neue Weltlage mit dem Aufstieg einiger Länder aus der Dritten Welt differenzierter betrachtet werden. nichtstaatlichen Akteuren käme mehr Bedeutung zu.  

Die weitaus jüngste Kandidatin war Lisa Rudolf von den "Piraten". Diese sähen sich als eine weltweite Bewegung, die sich vor Ort um bessere Bedingungen für Menschen einsetze. Untereinander vernetzt entstehe so eine Kraft, die dem Frieden und einer besseren Zukunft dienen solle.

Eugen Schlachter von Bündnis 90-Die Grünen konnte als letzter Vieles seiner Vorredner für sich bestätigen. Als ein wichtiges Element sah er das genossenschaftliche Arbeiten in vielen Bereichen an. Eigeninitiative und Gemeinsinn würden dabei gleichzeitig gefördert. Schlechtes, nur Eliten zu Gute kommendes Regieren gehöre bekämpft. In Bezug auf nachhaltiges, ökologisches Wirtschaften müssten die Rahmenbedingungen enger gesteckt werden. Auf die Freiheit des Marktes allein könne man sich in Anbetracht der wachsenden Umweltgefahren nicht mehr verlassen.

Die zahlreichen Zuhörer konnten anschließend Fragen stellen, die sich auf verschiedene, teils sehr konkrete Bereiche von Entwicklung und Umwelt bezogen.

(Biberach, 13.07.2013)

 

AKE-Bericht
von Christoph Schmid

Dirk Messner:
Zukunftschancen durch mehr Nachhaltigkeit

"Wir leben in einer Zeitenwende von allergrößten Ausmaßen", davon zeigte sich Prof. Dr. Dirk Messner, Direktor des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik in Bonn, bei seinem Vortrag im voll besetzten großen Saal des Gemeindehauses St. Martin in Biberach überzeugt.

Eingeladen wurde er vom Arbeitskreis Entwicklungspolitik (AKE) im Rahmen der Feiern zu seinem 40jährigen Bestehen, sowie dem Weltladen und der Lokalen Agenda 21. Ausgelöst würden die gewaltigen Veränderungen durch einige sich rasch entwickelnde Staaten, die noch vor kurzem als wirtschaftlich wenig bedeutende Länder galten, allen voran China mit seiner riesigen Bevölkerung. In ihrem Gefolge gelänge es zunehmend weiteren Staaten, selbst in Afrika mit aufzuschließen. Die alleinige Vorherrschaft der westlichen Welt um die USA und Europa gehe damit zu Ende, Zunächst seien dies gute Nachrichten, da sich die Zahl der weltweit Armen so deutlich verringere. Zurück blieben eher Staaten, die von Gewalt und Kriegen gezeichnet sind. In den meisten anderen erhöhe sich der Wohlstand und der größte Anteil der Mittelschichtbevölkerung der Welt lebe bald nicht mehr in westlichen Ländern. Doch der damit verbundene, stark ansteigende Rohstoff-, Energie- und Umweltverbrauch stoße nun an die Belastbarkeit des gesamten Planeten. Bereits jetzt schon drohten einzelne Teilsysteme zu kippen. Man könne geradezu von einem neuen erd- und weltgeschichtlichen Zeitalter sprechen, in dem der Mensch daran gehe, die Gestaltungskraft der Natur weit zu übertreffen.

In einem Zukunftsausblick skizzierte der Referent daraus drei denkbare Wege. Zum einem die Beibehaltung des jetzigen Wachstums mit unwägbaren, wahrscheinlich verheerenden Folgen, zum anderen den Versuch die schädlichen Auswirkungen der Technik mit einem noch größeren Aufgebot an Großtechnologien wieder einzufangen. Zuletzt die Umsteuerung auf eine umweltverträgliche Produktions- und Lebensweise, wie etwa in Deutschland mit der Energiewende ansatzweise versucht werde, was in der Welt mit großer Aufmerksamkeit beobachtet würde. Die Möglichkeiten dazu seien
vorhanden, allerdings eile die Zeit und die Kooperationsmechanismen auf internationaler Ebene seien leider noch wen
ig ausgebildet.

Einige der großen, aufstrebenden Länder ließen aber durchaus Bereitschaft dafür erkennen, wie Messner in der anschließenden regen Diskussion betonte.

(Laupheim, 19.06.2013)

AKE-Bericht
von Christoph Schmid

Öffentliche Mitgliederversammlung

Wahlen standen an bei der jüngsten Mitgliederversammlung des Arbeitskreises Entwicklungspolitik (AKE) im Erzberger-Saal des Biberacher Gasthofes "Grüner Baum".
Eingeleitet wurden sie mit einem kurzen Fernsehfilm, der auf die meist unbekannte, aber nicht selten problemreiche Herkunft vieler Rohstoffe aufmerksam machte
. Eine Spur führte dabei ins Hochland von Bolivien, wo in einer kleinen Mine unter gefährlichen, ungesunden Bedingungen Metalle abgebaut werden, die sich in vielen elektronischen Geräten unseres Alltagslebens wieder finden. Besonders bewegend war das Schicksal einer alleinerziehenden Frau, die nur durch diese schwere Arbeit das Leben ihrer Kinder sichern kann.
Auf solche Bilder und Verhältnisse immer wieder hinzuweisen und auf Verbesserung zu drängen, sei die bleibende Aufgabe des Arbeitskreises, betonte der Vorsitzende Dr. Alfons Siege
l, Maselheim, in seinem Rechenschaftsbericht.
In vielen Veranstaltungen sei man dazu auf grundsätzlichen, übergreifenden Themen mit namhaften Referenten ebenso eingegangen, wie auf aktuelle Ereignisse. Er dankte dabei seinen Mitstreitern im Leitungsteam, besonders den freiwillig aus ihren Ämtern scheidenden langjährigen 2
. Vorsitzenden Dr. F
ritz Neher, Otterswang, und Marianne Frey, Ummendorf, die sich besonders um das AKE-Partnerprojekt Espinar in Peru gekümmert hatte.Bei den anschließenden Neuwahlen wurde Dr. Alfons Siegel wiederum in seinem Amt bestätigt. Christoph Schmid, Laupheim, übernimmt das Amt des Stellvertreters. Für die Finanzen bleibt weiterhin Klaus Dollak, Mettenberg, zuständig. In den Kreis der Beiratsmitglieder wurden Barbara Baumann, Ochsenhausen, Norbert Jakob, Biberach. und - in Abwesenheit - Martina Kühner, Ummendorf, gewählt.
Für das kommenden Jahr ist geplant, mit unterschiedlichen Veranstaltungen auch auf das 40-jährige Bestehen des landkreisweit ausgerichteten Arbeitskreises hinzuweisen, ebenso ist an eine lokale Bezugnahme zur bevorstehenden Bundestagswahl gedacht.

Der neue AKE-Vorstand (v.l.n.r.) Kaus Dollak, Barbara Baumann, Christoph Schmid, Dr. Alfons Siegel und Norbert Jakob. Es fehlt auf dem Bild Beiratsmitglied Martina Kühner

(Biberach, 10.12.2012)

AKE-Bericht
von Christoph Schmid

Martina Kühner aus Ummendorf

gibt Erfahrungsbericht über UNO-Konferenz

 

Wie ging sie vor sich und was hat sie gebracht, die große UNO-Konferenz zur Zukunft der Erde, bei der hochrangige Vertreter von 190 Staaten im brasilianischen Rio de Janeiro letzten Juni zusammenkamen?

Bei einer öffentlichen Veranstaltung des Arbeitskreises Entwicklungspolitik (AKE) und des Weltladens in der TG-Gaststätte in Biberach konnte man darüber Auskunft erhalten, denn AKE-Mitarbeiterin Martina Kühner aus Ummendorf war im Rahmen einer Tätigkeit bei der Europäischen Kommission als Teilnehmerin dabei.

Sie teilte weitgehend die kritische Einschätzung vieler Experten und der meisten Medienberichte über die wenig aussagekräftigen Ergebnisse. Allerdings sei bei den oft weit auseinander liegenden Interessen vor allem großer Staaten wie die USA oder China, sowie wichtiger Ländergruppen kaum etwas anderes zu erwarten gewesen. Einige interessante Ideen seien zwar eingebracht worden, doch blieb eher unklar, was mit "grüner Wirtschaftspolitik" gemeint war.

Zu verbindlichen Handlungszielen, zu denen die EU noch am ehesten bereit gewesen wäre, kam es deshalb nicht.

Hoffnungsvolle Ansätze konnten eher bei Treffen am Rande der eigentlichen Konferenz, wie z. B. beim "Gipfel der Völker" ausgemacht werden.

Dabei zeige sich, betonte Martina Kühner mit Nachdruck, dass es nicht notwendig sei, allein auf Ergebnisse der großen Politik zu warten. Jeder könne in seinem eigenen Umfeld beginnen und so zu einem Entscheidungsträger auf den verschiedensten zugänglichen Ebenen werden. So etwa bei der Unterstützung des Vorhabens, Biberach zu einer Fair-Trade- Stadt auszugestalten, die sich an Umwelt- und Gerechtigkeitsmaßstäben ausrichtet. Auch könne es hilfreich sein, die eigenen Lebens- und Konsumgewohnheiten wie durch eine Nachhaltigkeitslupe zu besehen auf ihre Verträglichkeit für die Natur und die nachfolgenden Generationen.

Im anschließenden Gespräch gab die Konferenzteilnehmerin auch Einblicke hinter die Kulissen des politischen Großereignisses und legte ihre persönlichen Hoffnungen für eine bessere Zukunft der Erde dar.

(Biberach, 15.09.2012)

AKE-Bericht
von Christoph Schmid

Benefiz-Veranstaltung des Kabarett-Ensembles"OXi-family"

Ein sprühendes Feuerwerk an Wortakrobatik und Sprachwitz zündete jüngst das Kabarett-Ensemble OXi-family des Ochsenhausener Pädagogen Franz Baur mit seinen beiden jungen Assistentinnen Carina Gestle und Josefine Funk auf der Bühne des Biberacher Komödienhauses. Musikalisch unterstützt wurde es von Kerstin Högerle mit sorgfältig auf die Texte abgestimmtem Flötenspiel. 

Bei den meist gereimten, oft auch in oberschwäbischer Mundart vorgetragenen Sprüchen und Gedichten musste man stets auf mancherlei, oftmals äußerst verzwickt und verwinkelt ineinander geschobene Wort- und Satzgebilde gefasst sein, ebenso auf rasche Kehrtwendungen in den erzählten Handlungen. So etwa in einem Gedicht, das zunächst eine harmlose Frühlingsstimmung zu beschreiben scheint, dann aber zu einer großen Ansammlung von Papiertüten inmitten der Landschaft führt, was sich wiederum als Kunstaktion des chinesischen Künstlers Kei d'Gug-Fut erweist. Für Nichtschwaben sei hier fairerweise die Übersetzung des Namens angefügt: Wirf die Tüte fort.

Amüsant auch die Episode, in der für Tante Eulalias neues Huhn, schwäbisch Henne, ein passender Frauenname gesucht wird. Zur Auswahl stehen Henn- Riette, Ei-Ieen oder ganz zeitgemäß Lady Gaga.

Die vier Akteure widmeten ihren Auftritt den beiden Biberacher Eine-Welt- Initiativen Arbeitskreis Entwicklungspolitik (AKE) und Weltladen. Durch eine geschickte Überleitung mit einem passenden Gedicht, das überraschend von dem aus dem westafrikanischen Sierra Leone stammenden, derzeit in Maselheim lebenden Jerry Kontei vorgetragen wurde, gaben sie Dr. Alfons Siegel vom AKE und Dr. Susanne Barth vom Weltladen Gelegenheit, Anliegen und Arbeit ihrer jeweiligen Organisationen kurz darzustellen. Fair gehandelte Getränke boten den Besuchern in der Pause genügend Stärkung, um auch die zweite Halbzeit des sprachlichen Angriffswirbels auf die Lachmuskeln gut und vergnüglich zu bestehen.

(Biberach, 08.07.2012)

AKE-Bericht
von Christoph Schmid

Entwicklungszusammenarbeit neu denken!
Hinter den Kulissen von Politik und Projektarbeit

 
Vera Baumann

Eine Art Heimspiel war der Vortrag der jungen Referatsleiterein für Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit im Berliner Entwicklungsministerium (BMZ) Vera Baumann im katholischen Gemeindehaus Ochsenhausen, ihrem Herkunftsort.

Auf Einladung des Arbeitskreises Entwicklungspolitik Biberach (AKE) und der Kolpingsfamilie Ochsenhausen legte sie vor zahlreichem Publikum die Leitlinien deutscher Entwicklungszusammenarbeit dar.

Die alte Form der Entwicklungshilfe sei einer Begegnung auf Augenhöhe gewichen. Die Anträge zu Projekten kämen aus den betreffenden Ländern, müssten gut begründet sein, um dann gleichberechtigt umgesetzt zu werden. Vieles sei weltweit bereits erreicht worden, wie etwa die deutliche Senkung der Kindersterblichkelt oder der verbesserte Zugang zu Bildung für Mädchen. Kritisch gestand sie ein, dass ein Drittel früherer Projekte als gescheitert angesehen werden müsste, allerdings mit dem späten Nutzen, wichtige Lehren daraus ziehen zu können.

Heute käme es vor allem auf Hilfe zur Selbsthilfe an, auch auf Nachhaltigkeit werde stets geachtet. Selbst Korruption könne durch entsprechende Maßnahmen erfolgreich eingedämmt werden. Bei der Zielsetzung müsse man wegkommen von einseitigen wirtschaftlichen Denkweisen hin zu einer umfassenden Vorstellung des Bruttosozialglücks, das auf Grundversorgung und Selbstbestimmheit der Menschen beruhe.

Großen Raum ihrer Ausführungen - übersichtlich mit einer Computer­Präsentation ergänzt - nahmen die Empfehlungen für jeden Einzelnen ein, vom gründlichen Informieren, zum Engagement in verschiedenen Organisationen vor Ort oder weltweit, aber auch beim Einkauf von gerecht gehandelter und menschenwürdig gefertigter Waren in Weltläden oder in Supermärkten.

In einer regen Diskussion ging es u. a. um das Problem billiger Agrarexporte in Länder der Dritten Welt bzw. um Welternährungsfragen.

Insgesamt war der Abend eine mit viel Charme und kluger Überzeugungskraft vorgetragene Werbung für die deutsche Entwicklungszusammenarbeit.

(Biberach, 15.05.2012)

AKE-Bericht
von Christoph Schmid

Öffentliche Veranstaltung mit Prof. Dr. Dieter Senghaas in Biberach

Welche Aussicht hat der Friede in einer Welt, die von großen Ungleichheiten und Zerklüftungen geprägt ist?

Dieser Frage ging der Friedensforscher und einstige Schüler des Wieland-Gymnasiums Prof. Dr. Dieter Senghaas in einer öffentlichen Veranstaltung des Arbeitskreises Entwicklungshilfe (AKE) im Saal des Gasthofes „Grüner Baum“ in Biberach nach. Er stellte dabei sein neuestes Buch vor, das sich mit dieser Thematik befasst.

Überraschend begann er seine Ausführungen mit einem kurzen Blick in die Biberacher Stadtgeschichte, in der es solche konfliktgeladenen Verhältnisse ebenso gegeben hätte, besonders zur Zeit der beginnenden Glaubensspaltung. Die Feindseligkeiten zwischen den beiden Seiten seien beträchtlich gewesen, dennoch sei es gelungen, sie einzudämmen mit der bis heute währenden gemeinsamen Nutzung der Stadtkirche. Solche aus Konflikten entstandenen Lernprozesse ließen sich auch auf Weltebene immer wieder beobachten.

Gegenwärtig sei die Welt von vier unterschiedlichen Teilwelten gekennzeichnet. Etwa 16% der Menschen befänden sich in der Gruppe der wohlhabenden, industrialisierten Länder. Ihre beherrschende Stellung zeige sich daran, dass sie allein 70% des gesamten Welthandels bestritten.

Mit Abstand folgten dann die beiden großen aufstrebenden Länder China und Indien und mit weiterem Rückstand die große Zahl der geringer entwickelten Länder. Am untersten Ende müsste sich ein Zehntel der Menschheit unter schwersten Bedingungen in zerfallenden oder bereits aufgelösten Staaten leben, mit wachsender Tendenz.

Solch schroffe Ungleichheiten erweisen sich stets als friedensgefährdend und so käme es darauf an, die bestehenden Gefälle zu verringern. Dabei könne ein Blick in die eigene, europäische Entwicklungsgeschichte lehrreich sein. An einigen erfolgreichen Beispielen zeigten sich wichtige Merkmale, wie etwa die Vermeidung eines zu raschen, ungeschützten Weltmarktanschlusses, eine hohe Bildungsbereitschaft, die Durchführung von Landreformen und Agrarmodernisierungen.

Als momentan gefährlich für den Frieden, selbst für stabile Industrieländer sah er den weltweiten ungezügelten Finanzmarkt an, ebenso den großen Teil einfacher Arbeitskräfte, die von der Wirtschaft selbst in besten Zeiten nicht mehr berücksichtigt würden. Ebenso müssten die weiter gehenden Rüstungsfortschritte auch nach Auflösung der Ost-West Konfrontation gut im Auge behalten werden.

Darauf hinzuweisen sei Aufgabe aller, insbesondere der vielen Aktionsgruppen, wie der AKE in Biberach, dem er sich schon seit Jahrzehnten sehr verbunden fühle.

(Biberach, 04.05.2012)

AKE-Bericht
von Christoph Schmid

Bilanz deutscher Entwicklungsbemühungen
in Biberacher Vortrag

Den Geburtstagskuchen zum 50jährigen Bestehen des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) hatte er vorab schon auf dem Biberacher Marktplatz verteilt. Dann aber wollte es der Arbeitskreis Entwicklungspolitik (AKE) gemeinsam mit dem Biberacher Weltladen genauer wissen.
In einer 
öffentlichen Veranstaltung hatten sie Professor Dr. Michael Bohnet, langjähriger Ministerialdirektor im BMZ, eingeladen, eine Bilanz des halben Jahrhunderts deutscher Entwicklungsanstrengungen auf internationaler Ebene ziehen.
Mit einem Verweis auf die weltb
ürgerliche Gesinnung Christoph Martin Wielands begann er seinen Biberacher Vortrag.
Ob durch die Tätigkeit des Ministeriums die Welt insgesamt gerechter geworden sei, lasse sich kaum einschätzen, wohl aber habe es bei vielen Projekten und auf wichtigen Arbeitsgebieten Erfolge gegeben. Er nannte dabei neben anderen die Armutsbekämpfung. So habe die Lebenserwartung der Menschen auch in ärmeren Ländern deutlich zugenommen und der Anteil des Hungers sei weltweit - trotz einiger bestehender Problemregionen - zurückgegangen. Die Trinkwassersituation habe sich maßgeblich mit deutscher Hilfe gebessert.
In einigen Bereichen müssten aber auch schmerzhafte Rückschritte hingenommen werden, etwa in der Kinder- und Müttersterblichkeit. Kaum Bewegung gebe es weiterhin in der Agrarpolitik und in der Frage der 
benachteiligenden Handelsbeziehungen.
Um die bleibenden gro
ßen Herausforderungen besser angehen zu können, sei es nötig, mehr Entscheidungsfähigkeit von der nationalen Ebene auf internationale Institutionen zu verlagern. Positiv erwähnte er dabei die gewachsene Bedeutung des Internationalen Strafgerichtshofs. Zuvor hatte der Referent die Galerie der bisherigen 11 Entwicklungsminister abgeschritten mit einer kurzen Bewertung ihrer jeweiligen Amtszeit.
Insgesamt zeigte sich Professor Bohnet gem
äßigt optimistisch, nicht zuletzt weil es in den meisten Religionen und Kulturen der Welt einen festen Bestand gemeinsamer menschlicher Grundvorstellungen gebe, der als verlässliches Fundament dienen könne.

(Biberach, 14.02.2012)

Buchtipp:

40 Jahre Brücken zwischen Entwicklungsforschung und Entwicklungspolitik: Ökonomische, ökologische, politische, soziale und kulturelle Bezüge