Aktuelles
Europas Mitverantwortung in der Welt
Fragen des AKE-Biberach zu den Wahlen für das EU-Parlament
Wissenschaft für den Frieden
Dieter Senghaas
Schwäbische Zeitung
02. April 2024
Rede bei der Karfreitagsmahnwache am 29. März 2024 in Biberach an der Riß
Alfons Siegel
Vorläufige Lehren aus Ukraine- und Gaza-Krieg
Ich will
dazu fünf Grundgedanken vortragen und diese jeweils kurz erläutern.
Zum ersten
Gedanken: Was ist meine Ausgangsüberlegung? Es ist die folgende:
Der
Ukraine-Krieg stellt uns vor das Dilemma, Übel abzuwägen und uns für
das wahrscheinlich kleinere zu entscheiden!
Ein Verzicht auf
militärische Unterstützung zur Verteidigung der Ukraine würde ihr
Ende als selbständiger Staat und die Auslieferung ihrer Bevölkerung
unter Putins Gewaltherrschaft bedeuten. Dies und ein schneller
Erfolg Russlands wurde mit Militärhilfe zwar verhindert - aber um
den hohen Preis von unzähligen Todesopfern, Verwundeten und
großenteils für ihr Leben körperlich und seelisch gezeichneten
Menschen sowie sehr schlimmen materiellen Zerstörungen. Die
Verweigerung militärischen Beistands würde aber von den meisten
Ukrainern (immer noch) als unterlassene Hilfeleistung empfunden;
andernorts könnten Autokraten ermutigt werden, ebenfalls ihr Militär
gegen Schwächere einzusetzen.
Mein
zweiter Gedanke: Er betrifft militärische Verteidigung und
Gewaltfreiheit
Auch
wenn es immer wieder Fälle gibt, in denen auf militärische
Verteidigung nicht verzichtet werden kann, müssen weiter
Alternativen erkundet werden!
Über die
situationsbedingte Notwendigkeit militärischer Verteidigung darf die
Erwägung und Entwicklung gewaltfreier Alternativen nicht verschüttet
werden. Außer der Unterstützung rechtmäßiger militärischer
Verteidigung durch Waffenlieferungen bleibt es wichtig, gewaltfreie
Möglichkeiten sozialer
Verteidigung sowie Erfahrungen damit genauer zu erforschen und
weiter zu entwickeln, auch um herauszufinden, in welchen Fällen
gewaltfreie Verteidigungsstrategien erfolgversprechend sein könnten
(Hinweis auf Richard Bösch). Dies ist mindestens als Fern-Vision eine der Herausforderungen
für Friedensarbeit. Gerade heute am Karfreitag, wenn an den erinnert wird, der Gewaltlosigkeit bis zum Tod am Kreuz
durchgehalten hat, sollte das m. E. nicht vergessen werden! Ich
denke, das wäre auch im Sinne von Roland Groner, der hier noch vor
einem Jahr zu uns gesprochen hat.
Mein
dritter Gedanke: Zu militärischer Abschreckung und ihrer Ambivalenz:
Abschreckung erscheint derzeit
unumgänglich, riskiert aber auch friedensschädliche Nebenwirkungen
und ist deshalb durch Diplomatie zu flankieren!
Auch wenn es jetzt unvermeidlich erscheint,
wieder verstärkt auf militärische Abschreckung zu setzen, darf nicht
ignoriert werden, dass sie eine Droh- und Vergeltungsstrategie ist,
die – ähnlich eines auf Dauer schädlichen Medikaments – nicht ohne
gefährliche „Risiken und Nebenwirkungen“ bleibt. So können mit
Abschreckung Feindbilder und Rüstungswettläufe verstärkt oder sogar
erzeugt werden, weil auch ein zur Verteidigung bestimmtes Militär
von der Gegenseite anders verstanden und fehlinterpretiert werden
kann. Mit der möglichen Eigendynamik militärischer Verteidigung kann
sie ihren Defensivcharakter verlieren und dann eskalierend wirken.
Abschreckung ist also zweischneidig, sie hält in der Regel zwar
potenzielle Aggressoren von Gewaltanwendung ab, kann aber auch dazu
beitragen, dass Kriegsrisiken wider Willen verschärft werden. Die
Zeit, die Abschreckung im günstigen Fall verschafft, muss daher
politisch-diplomatisch genutzt werden, um zivilisierte
Konfliktregelung vorzubereiten, Feindbilder abzubauen und Rüstung
international zu begrenzen!
In meinem vierten Gedanken will ich Gefahren
einer Militarisierung aufzeigen:
Auch wenn militärische Verteidigung und
ihre Unterstützung notwendig sind, bergen sie Gefahren, die erkannt
und eingegrenzt werden müssen!
Selbst
gerechtfertigte militärische Verteidigung, wie die der Ukraine,
Waffen- und Munitionslieferungen dazu sind mit Risiken der
Militarisierung betreffender Gesellschaften verbunden. Dies kann
dazu führen, dass vorwiegend nach militärischer Logik gedacht sowie
gehandelt wird, anstatt politische, psychologische, wirtschaftliche
und historische Gesichtspunkte hinreichend mit zu berücksichtigen
und diplomatischen Bemühungen die notwendigen Spielräume zu
verschaffen oder zu erhalten. Deshalb ist bei militärischer
Verteidigung und ihrer Unterstützung darauf zu achten, dass sie sich
nicht eskalierend gegen den grundsätzlichen Defensivcharakter
verselbständigen, sondern im Sinne des Primats der Politik
demokratisch kontrolliert erfolgen und Friedensdiplomatie nicht
blockieren.
Der 5. Gedanke beschäftigt sich
mit der Frage der Solidarität mit Israel und lautet:
Der
Hamas-Überfall fordert verstärkte Solidarität mit Israel, aber auch
deutliche Kritik an seinem unverhältnismäßigen Vorgehen im
Gazastreifen!
Die nach dem Überfall
von Hamas-Kämpfern verstärkt gebotene Solidarität mit Israel und die
Bekräftigung seines Verteidigungsrechtes dürfen nicht dazu führen,
dass sein unverhältnismäßiges Vorgehen in Gaza von deutscher Kritik
verschont bleibt! Israel, dem Schlimmstes angetan wurde, ist aber
mit seinem überzogenen - primär von militärischer Logik bestimmten -
Vorgehen dabei, unzähligen schuldlosen Menschen im Gaza-Streifen
schlimmstes Leid zuzufügen und sich so selbst ins Unrecht zu setzen!
Je länger ein das Elend vergrößernder Militäreinsatz im
Gaza-Streifen dauert, umso mehr wird Israel isoliert und auch seine
Sicherheit gefährdet, nicht zuletzt, weil zusätzlich Hass gesät und
der Nährboden für Gewalt buchstäblich „gedüngt“ wird. Israels
Existenz, wird am ehesten gesichert, wenn auch die Palästinenser im
Nahen Osten gleichberechtigt und in Würde leben können. Von
Deutschland sollte Israel stärker gedrängt werden, glaubwürdig auf
Befriedung mit
Palästinensern hinzuarbeiten, anstatt ihr durch völkerrechtswidrige
Handlungen Boden zu entziehen. Die Hamas muss nicht - wie Israels
derzeitige Führung verkündet - vernichtet, sondern international
stärker gedrängt werden, die Geiseln freizugeben und endlich auch
Israels Existenzrecht anzuerkennen.
Solidarität mit Israel
muss also kritische Solidarität sein – ganz im Sinne des israelischen
Historikers Moshe Zimmermann, der in seinem Buch
Niemals Frieden? Israel am Scheideweg mit folgenden Worten dazu
gemahnt hat:
„Wenn die deutsche Regierung das Bekenntnis zu Israels Sicherheit als Staatsräson ernst nehmen will, muss sie auch einen Konflikt mit Israels Regierung in Kauf nehmen.“
Süddeutsche Zeitung
28./29. März 2024
Schwäbische Zeitung
17. Februar 2024
Bisher für 2024 feststehende
Veranstaltungstermine des AKE:
22. Februar – 30. April
Mit dem Pestalozzi- und Wieland-Gymnasium Biberach
Ausstellung „Vergessene Welten“
Die mediale Vernachlässigung des globalen
Südens
Ort: Foyer des Wieland-Gymnasiums Biberach
04. Juli um 19.30 Uhr
Mit dem Biberacher Friedensbündnis
Vorstellung und Diskussion des neuen
Friedensgutachtens
Ort: Großer Saal des Gemeindezentrums St.
Martin, Biberach
02. – 30. September
Ausstellung „Unsere Welt zwischen Krisen und Chancen“
Denkanstöße zu Entwicklung und Frieden - von
Ch. Schmid
Ort: Foyer des Biberacher Rathauses
Schwäbische Zeitung
10. Januar 2024
Schwäbische Zeitung
09. Januar 2024
Gegen Kürzung des Entwicklungsetats
AKE
kritisiert sie als ein falsches Signal
Zu der vorgenommenen
Kürzung beim Entwicklungsetat im deutschen Bundeshaushalt für das
begonnene Jahr nimmt das neugewählte Leitungsteam des Arbeitskreises
Entwicklungspolitik Biberach an der Riß e. V. (AKE) wie folgt
Stellung:
Kaum wahrgenommen in der breiten Öffentlichkeit
war es der Bundesregierung möglich, den Etat für
Entwicklungszusammenarbeit von 12,16 Milliarden Euro im Jahr 2023
auf 11,52 Milliarden Euro für 2024, also um deutlich über eine halbe
Milliarde Euro, zu kürzen.
Zwar erscheint es
angesichts der angespannten Haushaltslage nachvollziehbar, wenn in
verschiedensten Bereichen gespart werden muss. Die empfindliche
Kürzung beim Entwicklungsetat ist aber insofern sehr bedenklich, als
eigentlich seine Erhöhung erforderlich wäre, um wirksamer zu mehr
internationaler Gerechtigkeit und somit auch besser zur Bekämpfung
von Fluchtursachen beizutragen. Nicht zuletzt, weil globale und
ökologisch orientierte Entwicklungsförderung zumindest längerfristig
auch unentbehrlich zur Herbeiführung und Sicherung des Weltfriedens
ist, sind Kürzungen der Mittel für Entwicklungszusammenarbeit ein
international falsch wirkendes Signal, das auch andere relativ
wohlhabende Staaten dazu verführen kann, in ihren Bemühungen dafür
nachzulassen.
Der AKE Biberach
fordert, auf weiter schon vorgesehene Kürzungen des
Entwicklungsetats zu verzichten, sie möglichst rückgängig zu machen
und stattdessen Anstrengungen bzw. Aufwendungen für Entwicklung
qualitativ und quantitativ den wachsenden Herausforderungen im Sinne
von Weltinnenpolitik anzupassen.
Schwäbische Zeitung
05. Dezember 2023