Archiv 2010/11
AKE-Bericht
von
Christoph Schmid
Bundestagsabgeordneter Rief spricht
zu entwicklungspolitischen Fragen
Als eine Form der globalen Nächstenliebe könne man den Einsatz für
eine gerechtere Welt und den Ausgleich zwischen armen und reichen
Staaten ansehen, betonte der Bundestagsabgeordnete aus dem Landkreis
Josef Rief in einem öffentlichen Vortrag im
katholischen Gemeindezentrum St. Martin in Biberach. Eingeladen
hatte ihn der Arbeitskreis Entwicklungspolitik (AKE) und der
Eine-Welt-Laden.
Zu Anfang seiner Ausführungen ging er auf die sogenannten
UN-Millenniumsziele ein, mit denen sich die meisten Staaten der
Welt verpflichtet hatten bis zum Jahr 2015 die weltweite Armut und
deren Begleiterscheinungen deutlich zu reduzieren.
Allerdings zeige eine Zwischenbilanz, dass die meisten der acht
Ziele wohl nicht erreicht würden. Das gelte auch für das Problem des
Hungers, auf das sich Rief in seinen weiteren Überlegungen
konzentrierte. Vor allem die Länder Schwarzafrikas seien immer noch
am stärksten davon betroffen. Er zeigte sich aber überzeugt,
dass die meisten dieser Länder durchaus in der Läge wären, ihre
Ernährungsprobleme zu lösen, sofern nur die richtigen
Rahmenbedingungen dafür gestellt würden. Vor allem käme es darauf
an, dass Landwirte Sicherheit im Besitz von Grund und Boden haben
müssten, Großgrundbesitz und überkommene feudale
Verhältnisse blockierten die Entwicklung. Genossenschaftliche
Zusammenschlüsse und die Vergabe von Kleinkrediten könnten viel
bewirken, auch bei der Verbesserung der Anbaumethoden oder bei der
Einführung neuer, ertragreicher Sorten. Deshalb müsse die
Entwicklungspolitik großen Nachdruck auf die Schaffung und
Einhaltung solcher Rahmenbedingungen legen. Wo sie gegeben sind,
könnten auch hohe Nahrungsmittelpreise durchaus günstig auf die
Ernährungssituation wirken, weil dadurch Anreize zum Anbau gefördert
würden, wie etwa im westafrikanischen Ghana bereits festzustellen
sei. Einen guten Ansatz sah er auch beim jetzigen AKE-Förderprojekt
Espinar in Peru gegeben, einer landwirtschaftlichen Initiative für
1200 Familien im Andenhochland. Bei Sammlungen zu einem
Vorgängerprojekt hatte der Abgeordnete als Jugendlicher noch selbst
tatkräftig mitgeholfen, wie der Vorsitzende des AKE Alfons Siegel
anhand von Fotos zu belegen wusste.
(Biberach, 20.04.2011)
AKE-Bericht
von
Christoph Schmid
Biberacher Eine-Welt-Gruppen informieren über Bergbau
in Peru
Der Biberacher Arbeitskreis Entwicklungspolitik (AKE) und der
Eine-Welt-Laden befassten sich in einer öffentlichen
Veranstaltung in der TG-Gaststätte mit dem lateinamerikanischen Land
Peru. Der AKE fördert dort im Bezirk Espinar ein Projekt zur
umweltgerechten Landwirtschaft. Eingeladen war die peruanische
Rechtsanwältin Elena Muguruzu, die vor allem auf das Problem des
Bergbaus in ihrer Heimat aufmerksam machte. Ginge es allein nach den
gesamtwirtschaftlichen Daten, so die Referentin, könnte Peru längst
ein wohlhabendes Land sein. Die Wirklichkeit vor Ort sehe aber
anders aus. Man könne den Anteil an Armut unter der Bevölkerung auf über
50% veranschlagen.
Die Bergbauunternehmen spielten bei den Fehlentwicklungen eine
besondere Rolle. Bis auf wenige Ausnahmen seien sie ganz in
ausländischer Hand. Ihr Ziel seien die vielen Bodenschätze, vor
allem Kupfer und Gold, das es in Peru reichlich gebe, allerdings
nicht mehr in konzentrierter Form wie früher, sondern weiträumig im
ganzen Land verteilt.
Vom Reichtum erhalte die einheimische Bevölkerung nur wenig, zum
einen wegen der niedrigen Steuern, die für den Abbau bezahlt würden,
zum anderen benötigten die hochtechnologischen Methoden kaum
Arbeitskräfte. Die bleibenden Folgen für die Menschen seien aber oft
verheerend. Gold werde meist im Tagebau abgebaut in zum Teil sehr
gesundheitsschädlichen, umweltzerstörenden Verfahren. Enorme Mengen
an Erde, dabei auch landwirtschaftliche Nutzfläche würden dafür
bewegt, große Mengen an Wasser verbraucht, beide sehr knappe Güter
in Peru. An mehreren Fällen verdeutlichte die Referentin mit Fotos
die Problematik, eindringlich dabei das Bild, auf dem einige Bauern über
ihr verlorenes Land hinweg schauen, das einem riesigen Abgrund
abgetragener Erde weichen musste. Nur in äußerster
Ferne sind noch Streifen des ursprünglichen Landes zu erkennen. Aber
auch ein hoffnungsvolles Beispiel wurde vorgestellt. Dort konnte der
Konflikt "Land oder Gold" mit Hilfe einer eingeforderten
Bürgerentscheidung zu Gunsten der Landwirtschaft entschieden werden.
Ein Umdenken in der Bevölkerung habe eingesetzt. Die Menschen
möchten bei allen Entwicklungsplanungen mit einbezogen werden.
Solche Ansätze sollten bestärkt werden. In weltweiter Sicht gehe es
auch darum, Wege zu finden, den enormen Rohstoffhunger vor allem in
den Industrieländern einzudämmen. Das seien Aufgaben, zu denen
viele, auch die Biberacher Gruppen, Wichtiges beitragen könnten,
meinte die Peruanerin und dankte den zahlreichen Anwesenden für ihr
Interesse und die rege Gesprächsbereitschaft.
(Biberach, 28.02.2011)